Projekt Habitat

Nischenbildung, Wucherung und Durchdringung
Installationen, Konzerte, Vermittlungsprojekt und Symposium


Daniela Fromberg – Pflanzenreiche

Habitat ist ein interdisziplinäres Projekt, in dessen Zentrum eine Gruppenausstellung mit den KünstlerInnen Daniela Fromberg, Claudia Hinsch, Pit Noack und Stefan Roigk in der Städtischen Galerie KUBUS in Hannover steht. Ein Konzertprogramm während der Ausstellung, ein ambitioniertes Vermittlungsprogramm im Keller Drei und ein Symposium im Hafven stehen in enger thematischer Verbindung mit der Ausstellung.

Inhalte

Gruppenausstellung HABITAT

Mit Daniela Fromberg, Claudia Hinsch, Pit Noack, Stefan Roigk
11.11. – 25.11.2018 | Städtische Galerie KUBUS


Theodor-Lessing-Platz 2 | 30159 Hannover
Eröffnung: Samstag, 10.11.2018 um 19 Uhr
Öffnungszeiten: Di bis Fr: 11 – 18 Uhr | Sa, So, feiertags: 11 – 16 Uhr

Nischenbildung, Wucherung und Durchdringung sind die Leitthemen der Gruppenausstellung: der KUBUS wird zu einem Habitat, bewohnt von vier Positionen aus den Bereichen Installation und Klanginstallation. Ziel ist nicht die Präsentation vier separater, voneinander unabhängiger Arbeiten; vielmehr beziehen sich die einzelnen Positionen, im Sinne eines Wachstumsprozesses, bereits in der Entstehungsphase aufeinander. Die KünstlerInnen beschränken sich jeweils auf wenige primitive skulpturale und akustische Elemente, die in vielfach variierender Repetition den Raum überwuchern, sich punktuell berühren, durchdringen und aufeinander reagieren. Sie bilden Strukturfelder unterschiedlicher Entropie. Die angestrebte ästhetische Anmutung orientiert sich an Metaphern aus der Biologie. Wie in einem biologischen Lebensraum soll eine komplexe Verwobenheit von Elementen entstehen, die keine Lesart bevorzugt und kein Zentrum hat, sondern eine Vielzahl von Lesarten und Zusammenhängen anbietet.


Stefan Roigk – Worte wie Schall und Raum

Daniela Fromberg (Berlin): multiple Gießlinge aus Porzellan bilden eine dynamische, strahlenförmige Form. Zu diesen zahlreichen gleichartigen Elementen entstehen in Mischtechnik weitere Objekte aus Naturmaterialien wie Tapiokaperlen, Blattgelatine und Wattekugeln. Diese eher solitär stehenden Formen, wie Schalen oder Trichter, bilden durch ihre identische Materialbeschaffenheit eine zusammengehörige Formation.

Claudia Hinsch (Hamburg): “Haufen” ist ein zentraler Begriff ihres skulpturalen Vokabulars. Ortsbezogen gesetzte Skulpturen beziehen sich auf die spezifischen Eigenheiten eines Haufens. Beton, Keramik, Äste und andere Materialien finden Verwendung und lassen sich auf die örtlichen Begebenheiten ein.

Pit Noack (Hannover): Dysfunktional aufwändige Lautsprecherverkabelungen überwuchern in präzisen, graphisch anmutenden Mäandern die Wände und den Fußboden. Die minimalistische Struktur der Verkabelung wiederholt sich auf der akustischen Ebene: zu hören sind vielkanalige, langsam an- und abschwellende Klangverläufe aus in regelmäßigen Intervallen wiederkehrenden Klick- und Knackgeräuschen.

Stefan Roigk (Berlin): Amorph wuchernde Konstruktionen aus Holzstäben, Abformungen aus Silikon und Pappmaché und schwarze Gummistreifen und -faltungen hängen im Raum. Aus schwarzen Emaillelampenschirmen mit eingelassenen Lautsprechern dringen konkrete Geräusche botanischer Materialien – fallende Kastanien, brechende Äste oder sich bewegende Blätter. Am Boden stehen verschachtelt dekonstruierte Objekte aus stark vergilbten alten Aktenordnern.


Akustisch-installative Invervention I:
Kirsten Reese: rdl – loose srings

11.11.2018 | 15 Uhr | Städtische Galerie KUBUS
anschließend Künstlergespräch mit den HABITAT-KünstlerInnen


Kirsten Reeses „rdl – loose strings“ ist Komposition, Installation, Prozess und Versuchsanordnung zugleich. Über den Raum verteilte Lautsprecher mit unterschiedlichen akustischen Eigenschaften geben ein Stück wieder, das sich bei jeder Aufführung neu und anders zusammensetzt.


Kirsten Reese (Photo: Golo Föllmer)

Reese verwendet Klänge, die in täglicher skizzenartiger Arbeit mit Klangprozessen- und Transformationen unter Verwendung möglichst extremer Parameter entstanden sind. In mal verzweigenden, mal zirkulären, mal abbrechenden Prozessen generiert sich eines aus dem anderen. Dieses Material offenbart eine archaische Digitalität, verwurzelt in der Tiefe der Maschine. Eine zweite Materialebene fokussiert Klangfundstücke aus eigenen und fremden Archiven sowie live-prozessierte Klänge volkstümlicher Instrumente und anderer Klangerzeuger. Es sind Klangsymbole, Klanggesten mit ihrer jeweils eigenen Materialität und Aura. Eine dritte Ebene reichert sich an durch Fragmente, Abfallmaterialien aus anderen Arbeiten – Wege, die sich an einer bestimmten Stelle nicht verfolgen ließen, nun aber vielleicht aufgegriffen werden.

Im Anschluß an das Konzert findet ein Künstlergespräch mit den HABITAT-KünstlerInnen Daniela Fromberg, Claudia Hinsch, Pit Noack und Stefan Roigk statt

Kirsten Reese studierte Flöte, elektronische Musik und Komposition in Berlin und New York und unterrichtet elektroakustische Komposition an der UdK Berlin. Reese produziert Werke für elektronische Medien und Instrumente sowie intermediale und interaktive Installationen. Eine hervorgehobene Rolle spielen bei ihren Arbeiten raum- und wahrnehmungsbezogene sowie performative und narrative Aspekte. Einen Schwerpunkt bilden Kompositionen, temporäre Installationen und Audiowalks für Landschaften und den urbanen Außenraum, z.B. „no voice audible but that of the sea on the far side“ (2013) im Aarhuser Hafen und „Berlin Rosenthaler Platz“ (2018), Audiowalk mit David Wagner. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Kompositionen mit dokumentarischem oder Archivmaterial, sowie Arbeiten, die die Aura und Historizität von medialen Instrumenten thematisieren. Zahlreiche Stipendien und Preise und Aufführungen bei internationalen Festivals (Eclat, Wien modern, Heroines of Sound, Kunstfest Weimar, Donaueschinger Musiktage, Wittener Tage für neue Kammermusik, Borealis, Spor Festival u.a.).

Städtische Galerie KUBUS | Theodor-Lessing-Platz 2 | 30159 Hannover


Akustisch-installative Invervention II:
Ensemble Tumult – Wucherungen

25.11.2018 | 15 Uhr | Städtische Galerie KUBUS


Das Ensemble Tumult entwickelt ortsspezifische Interventionen, bei denen es die klanglichen und performativen Möglichkeiten des jeweiligen Aufführungsortes erforscht. Das passiert durch Verteilung und Bewegung von Akteuren und Klangquellen, durch die Auslotung und musikalische Nutzbarmachung von Raumklang-Charakteristiken sowie den Einsatz installativer Elemente. Tumult zeichnet sich aus durch eine ungewöhnliche Instrumentierung – unter anderem finden Kassettenrekorder, Lautsprecherfelder, Kontrabassklarinette, Ukulele, Kontaktmikrophone, Eierschneider und Baritonstimme Verwendung. Der Dynamikumfang reicht von der Hörschwelle bis zu soliden Basswellen und Jazz-Noise.


Enselmble Tumult (Photo: Reinhard Weber)

Tumult sind:
Andreas Brüning (E-Bass und Treatments)
Jürgen Morgenstern (Kontrabass, Stimme, Ukulele)
Pit Noack (Kassettenrekorder und Lautsprecherfeld)
Sebastian Wendt (Bass- und Kontrabassklarinette, Lautsprecherfeld)

Städtische Galerie KUBUS | Theodor-Lessing-Platz 2 | 30159 Hannover


Vermittlungsprojekt Habitat Lab

Dezember 2018 bis Februar 2019


Das Projekt HABITAT LAB orientiert sich am Thema der Ausstellung HABITAT im KUBUS (siehe oben) – sprich: “primitive skulpturale und akustische Elemente, welche in vielfach variierender Repetition den Raum überwuchern.” Ergebnis des HABITAT LAB wird eine Ausstellung sein, die im Projektraum Keller Drei in Hannovers Nordstadt erarbeitet und präsentiert wird.

Das Angebot richtet sich an Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die ein großes Interesse für Bildende Kunst mitbringen, vielleicht schon Erfahrungen in der künstlerischen Produktion gemacht haben und sich womöglich eine berufliche Tätigkeit auf diesem Gebiet vorstellen können. Auch Studierende gestalterischer Studiengänge sind willkommen.

Im Januar 2019 steht die 260 Quadratmeter umfassende Ausstellungsfläche des Keller III als Spielwiese, Experimentierfeld und Arbeitsort exklusiv für HABITAT LAB zur Verfügung – eine ungewöhnlich luxuriöse und großzügige Arbeitssituation. An vier ganztägigen Wochenendterminen und einigen Nachmittagsterminen wird schrittweise die Ausstellung vor Ort entwickelt und umgesetzt. Das Konzept ermöglicht ein heterogenes Neben- und Miteinander verschiedenster skulpturaler und akustischer Gestaltungsideen.

HABITAT LAB wird von Daniela Fromberg und Stefan Roigk geleitet, die mit ihrer preisgekrönten Initiative geräusch[mu’si:k] zu den erfahrensten Vermittlern skulpturaler und performativer Klangkunst im deutschen Sprachraum zählen. Ergänzende Begleitung wird von den Klang- und Medienkünstlern Pit Noack und Jan Neukirchen geleistet.

Wer kann mitmachen?
Besonders kunstinteressierte Menschen zwischen 15 – 25 Jahren

Anmeldung
kubus.artlab@posteo.de

Fragen?
mail@pitnoack.de

Termine

Vortreffen im KUBUS
25.11.2018 | 16:30

Arbeitstermine im Keller Drei
12.01.2019 | 12:00 – 16:30
13.01.2019 | 11:00 – 15:30
17.01.2019 | 17:00 – 19:00
24.01.2019 | 17:00 – 19:00
31.01.2019 | 17:00 – 19:00
02.02.2019 | 12:00 – 16:30
03.02.2019 | 11:00 – 15:30
07.02.2019 | 17:00 – 19:00

Ausstellung im Keller Drei

Eröffnung
09.02.2019 | 17:00

Öffnungszeiten
10.02.2019 – 24.02.2019
Do-So, 17:00 – 20:00 Uhr

Städtische Galerie Kubus | Theodor-Lessing-Platz 2 | 30159 Hannover
Keller Drei | Weidendamm 28 | 30167 Hannover

Das Habitat Lab ist eine Kooperation mit dem KUBUS Open Art Lab und dem Verein geräusch[mu’si:k].


Symposium „Kunst, Technik und Ökologie“

10.02.2019 | 13-17 Uhr | Hafven Cafve


Kopernikusstraße 14 | 30169 Hannover

Das Symposium wird vom Habitat-Vorhaben inspirierte Fragestellungen aus philosophischen, kultur-, kunst- und medienwissenschaftlichen Perspektiven behandeln. Es Symposium richtet sich bewusst nicht nur an Fachpublikum, sondern auch an ein allgemein bildungsinteressierte Menschen. Ähnlich wie in der Ausstellung bearbeitet das Symposium keine einzelne, konkrete Fragestellung, sondern stellt vielmehr ein vielfältiges Nebeneinander ganz unterschiedlicher theoretischer Ansätze und Perspektiven vor. Fragehorizonte sollen eröffnet und Anregungen zum Weiterdenken gegeben werden. Denkbare Vortragsthemen sind: “Environmentalität und Technoökologien”, “Naturschönes und Kunstschönes” oder “Absicht, Zufall und Versehen in der ästhetischen Produktion”

Es sprechen und diskutieren der Philosoph Hannes Böhringer, die Literaturwissenschaftlerin Alexandra Heimes und andere – mehr Infos demnächst!


Das Projekt Habitat ist eine Kooperation mit der Landeshauptstadt Hannover, dem Keller Drei, dem Hafven und dem Verein geräusch[mu’si:k].

Alle Projektbeteiligten bedanken sich bei den Förderern